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Aus der Geschichte der Marienkirche Schlewecke  *
von
Werner Fellmann
Ortschronist in Schlewecke

 

Die Marienkirche in Schlewecke wurde erstmals 1234  mit dem Pfarrer Alexander zu Schlewecke genannt.  Die Kirche gehörte damals zu Bockenem. In den späteren Jahrhunderten gab es dann immer wieder Urkunden und Eintragungen zu der Kirche, die zu dieser Zeit aber nur eine kleine Kapelle war. Nachdem sich die Schlewecker Kirche von Bockenem getrennt hatte, besaß sie selbst 3 Filialen mit Werder, Nienhagen und Henneckenrode (1573 – 1577.  Als Henneckenrode wieder katholisch wurde, erfolgte 1711 die Auflösung der Verbindung mit Schlewecke.  Das Visitationsprotokoll von 1568 beschreibt die Marienkirche als sehr alt und baufällig. Der Altar stammte noch aus dem Mittelalter. 1641 wurde die Kirche bei einem Raubzug verwüstet und der Schmuck und die Kelche gestohlen. 1680 begann der Wiederaufbau der Kirche. Der Pastor Johannes Stuckenbrock schenkte der Kirche 1684  eine große Taufschüssel aus Zinn mit Griffen. Die Schale steht noch heute in dem aus Stein gehauenen, und 1980 renovierten Taufstein. In den Jahren 1707-1709 mußte die Kirche wieder repariert werden. Die Mauer an der Südseite hatte mehrere Risse. Das Gewölbe wurde herausgerissen und neue Bänke, Stühle und Fenster wurden angeschafft.
Wegen Baufälligkeit wurde die Kirche 1819  geschlossen, und die Gottesdienste  wurden im dafür hergerichteten Gemeinde - Schafstall gehalten. Im Mai 1822 begannen die Arbeiten zum Neubau der Kirche. Da der Patron, der Deichhauptmann von Salder, nicht für die Baukosten aufkommen wollte, wurde der Bau im März 1825 unterbrochen. Es kam zu einem langwierigen Prozess, der 1836 zu seinen Gunsten entschieden wurde, die Gemeinde musste für die weiteren Baukosten aufkommen. 1838 ist dann endlich der Neubau der Kirche fertig, der Turm wurde ausgebessert und blieb erhalten. Der damalige Pastor Ernst Kellner war voller Freude über das schöne neue Gotteshaus. .Eine neue Orgel von der Firma Furtwängler & Söhne wurde im Jahre 1869 gekauft. Diese hat einen hochwertigen mechanischen Schleifladen und 14 Register. Im Juli 1911 schenkten der Ackermann  A. Bode und dessen Gemahlin Minna Bode geb. Schilling der Kirche eine neue Turmuhr. Die Firma F.A. Beyes aus Hildesheim lieferte das Uhrwerk, hergestellt wurde es bei der Firma Weule in Bockenem,  zu Schlewecke im Jahre 1918 Nr. ass 26“  steht am Gehäuse. Noch heute geht das alte Uhrwerk zuverlässig, wird einmal wöchentlich aufgezogen und regelmäßig jährlich gewartet.
Als Pastor Adolf Kellner am Sonntag vor dem 1: August  1914 in der Kirche predigte, machte er auf den Ernst der Lage angesichts des bevorstehenden Krieges aufmerksam. Nachdem die  große Glocke 1915 abgegeben werden musste, konnte zu  Pfingsten 1922  wieder eine 2. Kirchenglocke eingeweiht werden.  Diese Kirchenglocke, die aus Bronze ist, wurde gebraucht aus Timmerlah (bei Braunschweig) gekauft und nur mit einem neuen Klöppel versehen. Im  Sommer 1922 wurde eine Kirchensteuer eingeführt, sie betrug 5%  der Einkommenssteuer: 1932 wurde das Turmdach, mit Kupferblech, vorher war es Schiefer, neu gedeckt. 1934 wurde die Kirche generalrenoviert. Es wurden Risse an Decken und Wänden beseitigt und Umbauten an Orgel, Bänken, Fenstern und an der Kanzel vorgenommen.  Der Fußboden unter den Bänken wurde mit Brettern verlegt , das  Holz hierfür wurde von der Forst  zur Verfügung gestellt.
Am 1. Januar 1949 wurden zwei neue Stahlglocken eingeweiht, die von der Firma Weule in Bockenem gegossen wurden.
Die Friedhofskapelle wurde am 13 November 1950 eingeweiht und 1972 um einen Vorraum erweitert.
Bei einem Gewitter im Juli 1964 schlug ein Blitz in den Kirchturm ein und schleuderte die Kugel, die oberhalb der Wetterfahne die Spitze des Kirchturmes schmückte, herunter auf den Kirchhof. Sie wurde nicht wieder aufgesetzt und liegt heute im Heimatmuseum in Bockenem.
Am 4. Oktober 1964 wurde Pastor Dr Meineke in Schlewecke verabschiedet. Er war der letzte Pastor, der ausschließlich für die evangelische Kirchengemeinde Schlewecke und die mit ihr verbundene Gemeinde Werder zuständig war. Danach hatte der Pfarrverband Volkersheim, Schlewecke und Werder einen gemeinsamen Pfarrer, der in Volkersheim wohnte.
 
Die baufällige Pfarrscheune wurde 1970 in Eigenleistung abgerissen. An deren Stelle wurde ein Spielplatz eingerichtet. Um die Kirche herum wurde ein Bürgersteig gebaut und es wurden Ruhebänke aufgestellt. Im Spätherbst musste das Geläut wegen Baufälligkeit des Turmgebälks stillgelegt werden. Das Gebälk, das auf Holzstützen ruht, war in seinen Lagern total verfault und wurde neu unterfangen. Das Balkengestell für die Schlaglocke wurde 1975 erneuert. An dem Innenraum der Kirche wurden 1979 bei Renovierungsarbeiten Risse und Schäden an Wänden und Decken repariert. Der unebene Sandsteinfußboden wurde im Altarraum und Gang herausgerissen und erneuert.  Das Dach wurde repariert, der Altarraum umgestaltet. Die gesamte Kirche bekam innen einen neuen Anstrich, die Einweihung war  am 5. Oktober 1980.
Im Mai 1981 wurde von der Gattin des Pastors Dr. Schade, Frau Fiedler-Schade,  der Frauenkreis neu gegründet, und in jedem zweiten Jahr wurden erfolgreich Basare ausgerichtet.
1981/82 wurde die Friedhofskapelle umgestaltet und renoviert.
Nachdem der gesamte Glockenstuhl  für die 2 Glocken 1985 erneuert wurde, konnten am 3. Advent die Glocken wieder geläutet werden.
Das Dach des Kirchenschiffes mit einer Gesamtfläche von 480 m 2  wurde im Juni 2000 erneuert.
Die Fassade des Kirchengebäudes wurde 2009 saniert. Der alte Putz, schlechtes Fugenmaterial und morsche Mauersteine wurden entfernt. Das Mauerwerk wurde ausgebessert, anschließend verfugt, verputzt und gestrichen.
Die Kastanien vor dem Eingang wurden 2014 gefällt, der Aufgang zur Kirche wurde neu gestaltet und gepflastert.

Anfang Mai 2015 wurden westlich vor dem Turm am neuen Aufgang an beiden Seiten je eine Blutbuche gepflanzt.

Die 2 Blutbuchen rechts und links vom Aufgang
 
Zum 1. Januar  2017  wird aus den bisher selbständigen Kirchengemeinden Werder, Schewecke und Volkersheim  die gemeinsame Kirchengemeinde „ Sankt Jakobus im Ambergau“  gebildet. Die Kirchengemeinden Mahlum und Bodenstein werden von dieser Kirchengemeinde mit verwaltet und sollen später ebenfalls eingegliedert werden.

Das Pfarrhaus erhält im Mai 2017 eine neue Eingangstür.

Pfarrer Dennis Sindermann hält am 6. Mai  2017 seinen Abschiedsgottesdienst. Er wechselt auf eigenen Wunsch nach fast 7 Jahren nach Braunschweig.

Bereits am 27. August 2017 wird die neue Pastorin Frau Anne  Lisa Hein mit einem Einführungsgottesdienst in ihr Amt eingeführt.

Zum 1. Januar 2019 ist es nun soweit, die Kirchengemeinden Mahlum und Bodenstein sind in die Kirchengemeinde „Sankt Jakobus im Ambergau“ aufgenommen. Nun besteht die Kirchengemeinde aus Bodenstein, Mahlum,  Schlewecke, Volkersheim und Werder.

Ebenfalls zum 1. Januar wurde der neue Pfarrverband “Ambergau – Neiletal“ gegründet. Zu diesem Pfarrverband gehören die 6 Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinden:: Bornum-Jerze-Ortshausen im Ambergau, Sankt Jakobus im Ambergau, Rhüden–Wohlenhausen in Seesen, St. Georg zu Luther am Barenberge, St. Johannes zu Nauen und St. Romanus in Hahausen alle gemeinsam bilden den neuen Pfarrverband . Der Sitz dieses Pfarrverbandes ist das Pfarrbüro der Kirchengemeinde Rhüden-Wohlenhausen. Zu diesem Verband gehören im Augenblick etwa 600 Gemeindemitglieder.

Das Jahr 2020 war für die Marienkirche sehr ereignisreich. Bei einer Reparatur des Hammers für die Schlagglocke wurde festgestellt, dass die Aufhängung der Schlagglocke durch die Witterungseinflüsse stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nach der Veröffentlichung der Bilder hat die Landeskirche in Wolfenbüttel, den Vorplatz vor dem Haupteingang aus Sicherheitsgründen gesperrt. Die Schlaglocke wurde dann am 8. Dezember in einer größeren Aktion mit einem Autokran und einem Hubsteiger von einer Zimmerei aus Lamspringe abgebaut und herunter geholt. Hierbei konnten wir sehen dass die Glocke bereits im Jahr 1562 in Hildesheim gegossen wurde.
Von der Corona Pandemie, und den damit verbundenen Hygiene Vorschriften, war auch die Kirche betroffen. So wurden ab Mitte März keine Gottesdienste mehr gehalten - und alle Aktivitäten im Pfarrhaus untersagt. Diese Maßnahmen galten bis in das Jahr 2021. Daher gab es auch zu Weihnachten keine Gottesdienste. Von einer Gruppe, unter der Leitung von Frau Pastorin Bosse, wurde ein Krippenspiel aufgenommen. Das Video konnte auf „ You Tube“  bis zum 27.12. angesehen werden.
Die Pastorin, Frau Anne Lisa Hein, wurde am 4.Oktober 2020 bei dem Erntedankgottesdienst in der Marienkirche verabschiedet. An dem Gottesdienst durften wegen der Corona Pandemie nur 70 Gläubige aus der gesamten Pfarrgemeinde teilnehmen, die sich vorher bereits anmelden mußten. Nun ist die Pfarrstelle erst einmal wieder vakant. Die Vakanz - Vertretung hat die Pastorin Frau Bosse übernommen.
Am 26.06.2022 ist Frau Christina Bosse in einem Gottesdienst in der Marienkirche als neue Pfarrerin - und am 17.05.23 als neue Jugendpfarrerin der Probstei Seesen ebenfalls mit einem Gottesdienst eingeführt worden.
Am 26.06.2022 ist Frau Christina Bosse in einem Gottesdienst in der Marienkirche als neue Pfarrerin - und am 17.05.23 als neue Jugendpfarrerin der Probstei Seesen ebenfalls mit einem Gottesdienst eingeführt worden.

 

 
*Der Verfasser dankt Robert Linde für seine Unterstützung bei der Abfassung dieses Beitrages
 
 
Quellenangabe
 
Palandt, E., Die Marienkirche und ihre Pfarrer. In: Autorengemeinschaft, Unsere Dörfer Schlewecke, Volkersheim, Werder und ihre Geschichte. Clausthal-Zellerfeld 2002, S. 11-75