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Aus der Ortsgeschichte von Schlewecke*
von Werner Fellmann
Ortschronist in Schlewecke

Schlewecke ist ein Dorf in Niedersachsen mit etwa 540 Einwohnern (Stand Sept. 2014).  Es liegt 3,5 km  nördlich von der Stadt Bockenem im Landkreis Hildesheim, zu der es seit der Gebietsreform im Jahre 1974 als Ortsteil gehört. Bis 1974 lag Schlewecke in der nördlichsten Spitze des Landkreises Gandersheim und gehörte somit zum Braunschweiger Land. Seine Flur und Forstgrenze deckte sich zum großen Teil mit der Kreisgrenze. 
Das Dorf liegt in ca. 136 m Höhe über NN am Nordostrand eines Talkessels, der  von der Nette durchflossen wird und von bewaldeten Höhen umgeben ist, dem Ambergau. Mittelpunkt dieses Talkessels von etwa 10 km Durchmesser ist die Stadt Bockenem.
Der Ort wurde erstmals im Jahre 1131 urkundlich als Shuegelten  erwähnt. Die Schreibweise des Namens Schlewecke hat  im Laufe der  Jahrhunderte sehr gewechselt.  1234: Slebeke,  1308:Sleueke, 1310 bis 1448: Slebeke, 1475: Slevecke, 1507: Sleueke, 1550: Sluewecke,  Schleuecke  und Sleweke. Im 17. Jahrhundert kommt der Name in allen  möglichen Abwandlungen vor:  Schewick,  Schleuik, Schlevicke,  Sleueke,  Schlevieke,  Schlebicke Schleifecke, Schlävecke, Schlebich. Erst um 1700 wird die Schreibweise Schlevecke und dann Schlewecke durchgehend gebraucht. Die Plattdeutsche Bezeichnung lautet heute Sleibecke oder Sleiwecke, mit kurzem, dumpfem „e“ gesprochen.
Ursprünglicher Grundherr des Dorfes wird das Nonnenkloster in Gandersheim gewesen sein. Die erste Nachricht ist um 1130 datiert und gibt die Familie von Gowisch als Besitzer von Gütern in Sleueken an, die sie von der Äbtissin  von Gandersheim zu Lehen hatte. Als dieses Geschlecht ausstarb, wurden die von Linde mit dessen Besitz  und dem Zehnten in Sleueke belehnt. Bis zum Aussterben der Hauptlinie dieser  Adelsfamilie im Jahre 1553 besaß sie Güter im Dorf . Später hatten die verschiedensten Familien Güter in Schlewecke. 1310 und 1380 streiten sich die Grafen von Wohldenberg um Besitzungen in Slebeke. 1340 besitzt die Witwe des Gerhard von Slebeke  1  Hufe  Land im Dorfe von den Wohldenbergern.  Es scheint also auch eine adlige Familie von Schlewecke gegeben zu haben, die Ende des 13. Jahrhunderts mehrfach erwähnt wird.
Der 1419 genannte Dighoff = Teichhof lässt annehmen, dass ehemals im Dorf ein Teich gewesen ist, wahrscheinlich sogar mehr als einer.  Auch die heute noch gebräuchlichen Namen „Teichrinne“  und „Speckicht“ bestätigen das. Ein Teich hat westlich der Kirche direkt an ihrem Fuß gelegen. Die Gebäude des Hofes Nr.59 (heute Heinrich Grotjahn, Lange Straße 5) sind auf Pfähle gebaut. Bei Neubauten auf dem Hof Nr.22 (heute Jörg Lüder, Am Ring 5) und bei Brunnenausschachtungen auf dem Hof Nr. 59 ist man auf Schlamm - und Kiesschichten gestoßen. Das beweist, dass der Teich eine ziemlich weite Ausdehnung gehabt haben muss. Die Quellen für den Teich haben wohl in höheren Ortsteilen gelegen. Als wichtigste sind wahrscheinlich der vor dem Hofe Nr. 21 (heute , Am Ring 7) liegende und reichlich Wasser liefernde Stüukenborm, und Reservoire im Bereich der Kreuzstraße anzusehen. Der alte Feuerteich, der dort lag wo jetzt die frühere Molkerei (heute Uwe Hemme, Langestraße 7)  steht, ist der Rest dieses ehemaligen Teiches gewesen. Der Abfluss des Teiches war die Teichrinne, von der später der neue Feuerlöschteich gespeist wurde.  Der Überlauf ging von hier zum Rhumbach und dann weiter in die Nette. Auch im Bereich des Böttcherwinkels soll es einen Teich gegeben haben, der Kattenpump genannt wurde. Noch heute führen die Gräben im Rhumbach Wasser aus unbekannten Quellen im Dorf in die Nette. Die „Teichstraße“ führte am Südrand des Teichgebietes im Dorf entlang.. Heute ist sie eine schmale Gasse, der Böttcherwinkel..  Die “ Speckicht“ , der kleine Berg zwischen der Kirche und dem Hof Nr. 26 ( heute  Dr. Hanno Klingemann, Mittelweg 8)  deutet auf Sumpfgebiet hin, das durch Hineinwerfen von Reisig und Baumstämmen befahrbar gemacht wurde.
Wie fast jedes Dorf, so besaß auch Schlewecke einen befestigten Platz zur Verteidigung und Zuflucht. Diese Burg lag am Nordostausgang des Dorfes, an seiner höchsten Stelle. Über die Burg ist sonst nichts berichtet, und es ist auch nichts davon erhalten. Eine andere Burg soll auf dem „Jürgensberge“ im Schlewecker Walde gelegen haben.

Auch von Kriegen blieb Schlewecke nicht verschont. Kleinere Streitigkeiten und Fehden waren ja in früheren Zeiten nicht selten. Einen größeren Umfang aber nahmen in unserem Gebiet die Kriegshandlungen in der Hildesheimer Stiftsfehde  Anfang des 16. Jahrhunderts ein. Sie hat wohl für die von ihr
berührten Gegenden mindestens dieselben Schrecken und Nöte gebracht  wie der 30jährige Krieg. Im Ambergau tobte der Kampf zwischen dem Bund der Braunschweiger Herzöge und dem Bischof von  Hildesheim  bei der befestigten Stadt Bockenem. Die Braunschweiger zogen 1519 gegen Bockenem, lagerten in Schlewecke und versuchten die Stadt zu nehmen. Aber die mutigen Bockenemer verteidigten sich stark. Die Braunschweiger zogen ab, wurden unter dem Wohldenberge von den Hildesheimern angegriffen und konnten sich nur durch die Flucht retten. In den folgenden Verhandlungen wird das Dorf Schlewecke mehrfach erwähnt.
Für 100 Jahre blieb das Dorf danach von den Schrecken eines Krieges und von Fehden verschont. Aber der 30 jährige Krieg mit seinen Verwüstungen und Nöten traf das Dorf und seine Bewohner sehr hart, wie aus Unterlagen vom 26. Januar 1629 des Amtes Seesen hervorgeht. In den  Dörfern um Bockenem lagerten der Graf Tilly, danach der Corist Blankert und dann die Wolfenbüttelschen. Doch dies war erst der Beginn einer schweren Zeit für die Bewohner des Dorfes. Eintragungen in den Kirchen – und Rechnungsbüchern berichten uns, das im Jahre 1629 die Pest im Dorfe wütete und in den Jahren 1634, 1636  und 1637 von den Kriegsleuten fast alles weggenommen wurde.  Als dann 1641 die Kaiserliche Armee 6 Wochen lang unterhalb des Wohldenberges (etwa ½ Stunde vom Dorfe entfernt) lagerte, steigerten sich Not und Bedrückung zum äußersten. Mittwoch  nach Jakobi fielen 100 Reiter ins Dorf raubten Pferde, Kühe  und was sie sonst noch gebrauchen konnten. Die Kirche und die Pfarrei wurden verwüstet, Schmuck und Kelche geraubt. Das Schulhaus und 15  Höfe wurden verwüstet oder ganz abgebrannt.
Nach den Kriegsjahren wurden die abgebrannten Höfe wieder aufgebaut, die wüst liegenden Höfe neu bewirtschaftet, und die durch den Tod des Besitzers frei geworden von anderen in Besitz genommen. Aber die Entwicklung ging nur langsam vorwärts. 1651 hatte ein .Ackermann ( mindestens 60 Morgen ) seinen Hof wieder bezogen. 1653 wurde ein neues Schulhaus errichtet. 1661 waren 4 Höfe neu gebaut. Erst 1690 baute Jacob Bartölke den wüsten Kirchen – Ackerhof Nr. 41 ( heute Karl Bartölke, Bleekstraße 8) auf, und um 1713 wurden die beiden letzten Kothöfe Nr.56 und 58 ( heute Anneliese Siever, Lange Straße 8 und Manfred Hoffmann, Am Ring 1) aufgebaut und bewirtschaftet.
Die heutige Grenze der Schlewecker Feldmark und des Waldes ist noch ungefähr dieselbe wie sie schon in einer Amtsakte vom Amt Seesen 1550 und 1578 genau beschrieben wurde.
Durch die Separation 1847 – 48 veränderte sich das Bild der Flur wesentlich. Die vielen Landstreifen auf den Wannen wurden zusammengelegt. Die Ländereien jedes Hofes lagen danach nicht mehr so zerstreut. Das Ackerland zum Beispiel eines benannten Hofes ( mit 140 Morgen ) lagen nicht mehr  an 43, sondern nur noch an 7 Stellen der Feldmark. Jeder besaß jetzt sein bestimmtes Land, nachdem Anger, Weide und die gemeinschaftlich genutzten Reihewiesen aufgeteilt und zu Acker und Wiesen gemacht wurden. Bessere und festere Wege durchzogen die Feldmark. Die Hecken und Büsche, hinter denen im Frühjahr lange der Schnee liegen blieb, verschwanden. Eine ganz andere, intensivere Wirtschaft konnte beginnen. Die Hütungsgemeinschaft wurde aufgehoben. In der Viehwirtschaft trat an die Stelle des Weideganges die Stallfütterung.
 In den früheren Jahren hatte Schlewecke  hauptsächlich von der Landwirtschaft und dem  Handwerk gelebt. Später entwickelte sich auch eine kleine Industrie.1803 ist ein guter Sandsteinbruch in Betrieb , der aber 1848 schon wieder geschlossen wird. Neben dem Sandstein steht an einigen Stellen in der Feldmark Zementstein an, der zur Errichtung einer Zementfabrik führt. Im Jahre 1864 wurde eine Aktien -  Zementfabrik im Südosten des Dorfes  gebaut. Die Aktionäre waren vor allem die Hofbesitzer und Handwerker des Dorfes. Das Unternehmen erwies sich bald als bedeutende Einnahmequelle. So wurden z.B. 1880 trotz flauen  Geschäfts 100 Mark Dividende  für die Aktionäre ausbezahlt. Dazu kam  der beträchtliche Fuhrlohn für das Abfahren des fertigen Zementes zu den Bahnhöfen in Derneburg und Lutter am Barenberge. Zahlreiche Arbeiter und Handwerker waren beschäftigt. Ein Sägewerk gehörte zur Fabrik. 1880 arbeiteten 7 Böttcher an der Herstellung der zur Verschickung des Zements nötigen Tonnen. Nachdem die Braunschweigische Landesbahn am 1 Juni 1887 in Betrieb genommen wurde, verlud man den Zement zum großen Teil auf dem Schlewecker Bahnhof. Mit dem Aufkommen der großen Fabriken und des Portland-Zements ging der Absatz der kleinen Fabrik immer mehr zurück, daher wurde der Betrieb  1913 eingestellt. Die Gebäude sind noch heute  unter dem Namen Zementfabrik vorhanden und werden als Wohnhaus genutzt.
Der reichliche Ton - und Lehmboden der Feldmark veranlasste die Gründung einer Ziegelei im Jahre 1886. Aus den kleinsten Anfängen wuchs eine Dampfziegelei. Der Besitzer August Allers hatte außer der Tonverarbeitung aber noch weitblickende unternehmerische  große Projekte. Er wollte das Wasser der Nette und Beffer  dazu benutzen, ein Elektrizitätswerk zu schaffen.  Doch die Versuche verschlangen viel Geld, der Unternehmer wurde von seinen Zeitgenossen wohl noch nicht verstanden, und deshalb mußte alles scheitern. Das Tonwerk wurde später von dem Besitzer der Ziegelei Sottrum , Steding „ angekauft. Durch Umbauten und Modernisierung der Ziegelei entstand in den 1960er Jahren am gleichen Ort zusätzlich das Deckenwerk Schlewecke. Damit waren gute Einnahmen für den Ort geschaffen.  Die Ziegelei und das Deckenwerk wurden nach der Insolvenz der Fa. Steding von der Fa. Wienerberger übernommen. Nach der Wiedervereinigung  verlagerte die Firma  im Jahre 1996.die Fertigung in die neuen Bundesländer. Heute wird das Gelände der Ziegelei von der Firma „ Rohstoff und Umwelttechnik Schlewecke  G.m.b.H. genutzt.
Mit wachsendem Viehbestand wurde die Einrichtung einer Molkerei notwendig. Sie befand sich zuerst auf dem Hof Nr.26 (heute Dr. Hanno Klingemann, Mittelweg 8 ) und später  auf Nr. 85 (heute Thorsten Ehrhardt, Am Ring 3 ). Die neue Molkerei wurde 1909 gebaut. Das Betriebsgebäude entstand mitten im Ort in der heutigen Langen Straße 7. Die Milchverarbeitung war beträchtlich, und die ausgezeichnete Markenbutter wurde weithin verschickt. Die Molkerei wurde am 1.April 1943 .geschlossen und die Milch zu der Molkerei  Bockenem zur Verarbeitung gebracht. Heute gibt es im Ort keine Kuh mehr und somit wird auch keine Milch mehr abgeliefert. Von 1943 bis 1951 wurden die Räume von dem Institut für Maschinenelemente der TH Braunschweig unter der Leitung von Professor Niemann genutzt, bevor es nach München verlagert wurde. Die Gebäude der ehemaligen Molkerei sind zum Teil noch heute vorhanden (Uwe Hemme, Langestraße 7)  und werden bewohnt.
Das heute als „alte Schule“ bezeichnete Gebäude (heute Wohnhaus H:J. Ziegenbein, Mittelweg 10) wurde 1865 erbaut, und nach der Auflösung der Schule in  Schlewecke von der Stadt Bockenem verkauft. Die neue Schule wurde 1902 erbaut. In ihrem Obergeschoss befindet sich heute eine Mietwohnung, im Erdgeschoß der Dorfgemeinschaftsraum. Wo heute dieses Gebäude steht, hat vermutlich früher die ganz alte Schule gestanden, die 1641 abgebrannt ist.
Die südlich von der Kirche stehende Eiche wurde nach dem Krieg 1870/71 als Friedenseiche gepflanzt.
Am 1. August 1914  bricht der 1. Weltkrieg aus. Das Mobilmachungsprogramm kommt per Post und die Einwohner treffen sich in stillen Gruppen am Spritzenhaus, (hier war früher das Brett für Bekanntmachun-gen) und lesen immer wieder die Namen der Männer, die sofort eingezogen werden. Es finden Abendmahlgottesdienste mit den Angehörigen statt. Am 5. August müssen die Pferde nach Seesen gebracht werden. Die Ernte ist noch nicht eingebracht. Nur wenige Pferde können zurückbehalten werden, und so wird sich gegenseitig mit den noch verbliebenen Pferden ausgeholfen. Als weitere Kriegsleistung  müssen die Orgel- Prospektpfeifen  ausgebaut und abgegeben werden, ebenso die Kirchenglocken.  Auf Antrag des Kirchenvorstandes wurden die große Glocke und die Schlagglocke wegen ihres Alters jedoch hiergelassen. Am 11. November 1918 erfolgte der Waffenstillstand und ein beschleunigter Abmarsch aus dem Feindesland. In dem Krieg haben 27 Männer der Gemeinde ihr Leben gelassen. Für sie wurde 1922 ein Denkmal errichtet und die Namen der Gefallenen darauf festgehalten.
Im Oktober 1919 übernimmt der Landwirt Heinrich Schaper die Braunschweigische Landessparkassen-stelle. Der Ort hat 544 Einwohner. Im Dorf werden  elektrische Lichtanlagen gelegt, die 1921 in Betrieb genommen werden. Auch die Straßen sind elektrisch beleuchtet, nur die Kirche nicht. Im Juni wird das 25 jährige Stiftungsfest des Kriegervereins (heute Kyffhäuser Kameradschaft) mit einem Zeltfest auf dem Zimmerplatz gefeiert. Ein Turn - und Sportverein mit Fußballabteilung wird gegründet. Der  Wert des Geldes sinkt rasant, alles wird teurer, die Inflation ist nicht zu stoppen.  Ein Raiffeisenverein wird 1924 gegründet. Am 19 September 1926 erhält das alte Spritzenhaus ( auf dem Grundstück Sydekum) einen Schlauchturm. Der Gesangverein feiert am 20. April 1927 sein 60 jähriges Stiftungsfest mit einem Zelt. Im Sommer 1937 wird das neue Spritzenhaus neben dem Pfarrhaus auf Kirchengelände gebaut, im Obergeschoß sind 2 Räume, die in der Nazizeit für Versammlungen genutzt werden. Später ist darin die Gemeindeverwaltung untergebracht.
Am 1. September 1939 beginnt der 2. Weltkrieg. Die Gemeinde hat 1941 die ersten Gefallenen zu beklagen. Für sie werden Gedenkgottesdienste gehalten. Der Winter 1942 ist grimmig kalt, noch im März behindern gewaltige Schneemassen und Schneewehen, aus denen oft nur die Baumspitzen herausschauen, ein Vorwärtskommen ist  kaum möglich.  Am 12. April 1942 werden die große Kirchenglocke und im Oktober 1943 dann 2 Abendmahlskelche  von 1540 und 1689 auf staatliche Anordnung abgegeben. Im Sommer 1944 müssen die ersten Flüchtlinge und Evakuierten aus den Ostgebieten im Dorf aufgenommen werden. In  der Teichrinne wird ein  neuer Feuerlöschteich angelegt. Die Wiese hierfür gehörte der Kirche.
Am Sonntag, dem 8. April 1945 fuhren die ersten amerikanischen Panzer in Bockenem ein. In Schlewecke wollte der Ortsgruppenleiter noch einen Widerstand organisieren, indem er Soldaten und Panzerfäuste aus Goslar anforderte. Das war vom Feind festgestellt worden und es kreisten nun feindliche Flugzeuge solange über Schlewecke, bis der Weinberg bei Nette und die Stadt Bockenem besetzt und die feindlichen Geschütze schon auf Schlewecke ausgerichtet waren. Da wurde der Widerstand aufgegeben. So blieb die Gegend von Kämpfen und Zerstörungen weitgehend verschont. Am 9. April ziehen dann die Amerikaner in Schlewecke ein, die Benutzung der Straßen bei Dunkelheit wurde verboten. Im Sommer kamen Trecks mit Familien aus Schlesien Pommern, Ostpreußen in Schlewecke an. Die Unterbringung bringt vielerlei Probleme mit sich. Im Spätherbst wird der Schulunterricht wieder aufgenommen. Schlewecke hat nun etwa 1400 Einwohner und platzt fast aus den Nähten.
In der Teichrinne werden 1949 zur Unterbringung von Flüchtlingen Baracken aufgebaut.
Nach  der Währungsreform 1948 eröffnet Herr Neumann einen Knopfhandel auf dem Saal der ehemaligen Gastwirtschaft Wolter, die aber nach nur wenigen Jahren wieder aufgegeben wird.
Im Frühjahr 1953 beginnt am östlichen Ortsrand der Bau von  4 Siedlungshäusern mit einer Grundstücksgröße von ½ Morgen auf kirchlichem Boden. Für die verkauften 2 Morgen Land bekommt die Kirche Ersatzland in Ildehausen. Die 8 neuen Wohnungen wurden kurz vor Weihnachten bezogen. In den darauffolgenden Jahren kommen weitere Siedlungshäuser und Eigenheime hinzu. Auch am anderen Ende des Ortes werden Eigenheime erbaut.
Zwischen 1952 und 1960 gab es eine sehr aktive Pfadfindergruppe in Schlewecke,  die von Karl - Heinz Gietz  geleitet wird. Sein Stellvertreter war Dieter Krause. Die Gruppentreffen fanden im Obergeschoß der Stellmacherwerkstatt in der  Rhumbachstraße  statt. Die Gruppe wurde nach dem Weggang von Karl Heinz Gietz von dem Lehrer Horst Zwicker weitergeführt. Nachdem er versetzt wurde, löste sich die Gruppe auf. Eine weitere Pfadfindergruppe wurde von Alfred Borchers geleitet. In den 1950er Jahren gab es zudem eine kirchliche Jugendgruppe. Sie  wurde in der alten Pfarrscheune gegründet, in der in Eigenarbeit ein Raum für sie ausgebaut worden war. Auch diese Gruppe war nicht von Dauer und wurde nach wenigen Jahren aufgegeben .
In den 1950er Jahren gab es eine sehr aktive Reitergruppe,  den „ Reit – und Fahrverein Schlewecke „ Er richtete jedes Jahr ein Fahnenjagen (Ringstechen)  auf einem Stoppelfeld  aus.  Es gab erst einen Umzug der Teilnehmer sowie  der Schüler durch den Ort. Anschließend wurde  der Wettstreit mit  Siegerehrung durchgeführt.  Das letzte Fahnenjagen fand im Spätsommer 1959 statt. Nachdem der 1. Vorsitzende , Herbert Spengler,   durch einen Unfall zu Tode kam,  schlief die Aktivität der Gruppe ein.
 
Am 16 November 1958 wird das erneuerte und erweiterte Ehrenmal an der Kirche mit einer Feierstunde  unter großer Anteilnahme der Einwohner, Vereine und Verbände eingeweiht. Auf mehreren Tafeln wird nun auch an die 34 Gefallenen und Vermissten  des 2. Weltkrieges erinnert.
In den Jahren 1965 – 1967 wurden für insgesamt 1 Million DM eine eigene zentrale Wasserversorgung gebaut und anschließend die Straßen erneuert. Im Jahr 1972 folgte eine  zentrale Kanalisation. Bei der Gebietsreform 1974 war Schlewecke  einer der wenigen Orte der Stadt Bockenem,  die bereits Wasserversorgung und Kanalisation vorweisen konnten.
Am 1. März 1974 wird Schlewecke bei der Gebietsreform als Ortsteil in die Stadt Bockenem übernommen und gibt somit seine Selbständigkeit auf. Der Gemeindedirektor Walter Alves wird in die Stadtverwaltung übernommen. Aus dem Ort werden die beiden Schulgebäude, das Gemeindehaus, das Feuerwehrhaus und ein Waldanteil mit übernommen. Nachdem Schlewecke nur noch eine Grundschule besitzt, die älteren Kinder werden bereits mit Bussen nach Bockenem befördert, wird auch diese noch geschlossen. Es werden nun alle Kinder des Ortes mit Bussen nach Bockenem gefahren. Das alte Schulhaus (1989) und das Gemeindehaus werden später von der Stadt verkauft.
Da der ehemalige Kindergarten, der 1936 gebaut wurde, und die Wellblechbaracke in der Teichrinne nicht mehr bewohnbar waren wurden sie .abgerissen. Der freie Platz wurde für einen neuen Spielplatz genutzt. Der Spielplatz am Pfarrhaus wurde aufgegeben.
Das  Alten - und Pflegeheim Timpe  wurde 1978 am Befferberg eröffnet und in den nächsten Jahren ständig erweitert.
Bis in die 1970er Jahre war das Haus der Familie Mahnkopf in der heutigen Bleekstraße eines der markantesten Gebäude im Ort. Die Erben des mittlerweile sehr baufälligen Gebäudes wohnten außerhalb und boten es zum Verkauf an. Im Jahre 1978 wurde es von dem Nachbarn Karl Grewe erworben, abgerissen und an gleicher Stelle 1980 eine Lagerhalle im Erdgeschoß, für den von ihm betriebenen Getränkehandel, und im 1. Stock eine Wohnung gebaut. Der Getränkehandel  wurde 2003  aus Altersgründen aufgegeben.
Vom 13. – 15. Juli 1984 wurde das 750 jährige Bestehen des Dorfes mit einem Zeltfest gefeiert. Dazu war auch der zum Ehrenbürger von Schlewecke ernannte ehemalige Lehrer Wilhelm Angerstein eingeladen. In der Festzeitschrift erschienen u.a. Chroniken über den Ort, die Kirche,  die Feuerwehr, den Männergesangverein und die Kyffhäuserkameradschaft.
Nach der Wiedervereinigung  wurde im Herbst 1990 auf dem  Spielplatz in der Teichrinne eine Eiche gepflanzt und ein Gedenkstein gesetzt
Die Traditionsgaststätte von Heinz Schmidt (früher Wilhelm Winkelvoss) im Haus Bleekstraße 16 wird von dem Pächter Heinz Wolf 1992    geschlossen. Die Gaststätte Alfred Borchers im Haus Am Ring 5, die erst 1976 eröffnet wurde, stellte 1994 den Ausschank ein, Seitdem gibt es keine Gaststätte mehr im Dorf, weil auch die frühere Gaststätte Hansmann im Haus Rhumbachstraße 2 seit Ende 2002 geschlossen war.
Nachdem der Feuerlöschteich in der Teichrinne undicht war und eine Renovierung zu teuer geworden wäre, wurde 2003 eine Löschwasserzisterne an gleicher Stelle errichtet. Der Rest des Beckens wurde verfüllt.
In früheren Jahren konnten sich die Schlewecker Bürger im Ort fast vollständig selbst versorgen.
Es gab 4 Schmiede, Karl Brandes (später Schrader)  Karl Knapp,  Otto Palandt und Wilhelm Winkelvoss, der seine Werkstatt zuletzt nur noch für den Eigenbedarf nutzte. Auch 1 Stellmacherei, 1 Sattlerei, 3 Schuhmacher, 2 Friseure, 1 Gärtnerei, 2 Tischler, 2 Bäckereien, teilweise 5 Kolonialwarenläden, 1 Schlachterei, 1 Bürsten und Besenbinder, 1 Postfiliale  und zeitweise 4 Gastwirtschaften waren vorhanden.
Heute ist in Schlewecke von diesen Handwerkern und Geschäften nichts mehr vorhanden. Der letzte Einkaufsmarkt, den Otto und Edith Achilles im Mittelweg betrieben,  schloss am 25.7. 1992 aus Altersgründen.  Heute sind die Heizungs – und Sanitärfirma Lampe & Weißmann, das Alten - & Pflegeheim Timpe, die Rasenmäher Scheune und ein Reifenservice am Ort vertreten.
Auch in der  Landwirtschaft hat es große Veränderungen gegeben. So gibt es heute nur noch 3 Landwirtschaftliche Betriebe, von denen sich die 2 größeren zu einer G.B.R zusammengeschlossen haben, und einen Nebenerwerbslandwirt. Die anderen Erwerbstätigen sind im Umland, teilweise bis Hannover, beschäftigt.

Die Jahre 2020 und 21 waren geprägt von der Corona Pandemie und den damit verbundenen Hygiene Vorschriften, so mußten alle im Veranstaltungskalender geplanten Aktivitäten abgesagt werden. Aufgrund der hohen Infektionszahlen verfügt die Bundesregierung vom 16.3 bis 07.05.2020 einen harten Lockdown. Es werden alle Geschäfte, bis auf die Läden die für die Grundversorgung der Bevölkerung zuständig sind, geschlossen. In Schlewecke wurden daher von der Stadtverwaltung die Spielplätze und das Dorfgemeinschaftshaus gesperrt. Ab dem 27.4 kam dann für alle öffentlichen Besuche eine Maskenpflicht hinzu. Über den Sommer haben sich die eingeleiteten Maßnahmen dann wieder etwas gelockert, bevor es ab dem 16.12 zu einem weiteren harten Lockdown, wieder mi allen Schließungen wie bereits im Frühjahr, auf Anordnung der Bundesregierung kam. Diese waren dann bis zum 18.3.2022, mit Unterbrechungen über die Sommermonate, gültig. Erst dann wurden alle Maßnahmen von der Bundesregierung aufgehoben, und es gab wieder den gewohnten Umgang, ohne jegliche Einschränkungen, bei allen folgenden Veranstaltungen.

 

*Der Verfasser dankt Robert Linde für seine Unterstützung bei der Abfassung dieses Beitrages
 
Quellenangaben
 
Palandt, E., Die Marienkirche und ihre Pfarrer. In: Autorengemeinschaft, Unsere Dörfer Schlewecke, Volkersheim, Werder und ihre Geschichte. Clausthal-Zellerfeld 2002, S. 11-75
Strauß, K., Untersuchungen zur Ortsgeschichte von Schlewecke (Amt Lutter). Maschinenschriftliches Manuskript, Schlewecke 1936